Herbstanfang: Herbst-Tag-und-Nachtgleiche - Mabon
Tag und Nacht gleich lang
Dieses Jahreskreisfesten ist eines der 4 anerkannten Sonnenfeste und heißt
unter anderem Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Als Gegenstück zum Frühlingsanfang
wird es um den 21./22. September gefeiert.
Sie sind beides Schwellenfeste, an denen Tag und Nacht genau gleich lang
sind und sich die Waage halten.
Wenn man den Jahreskreis auf den Tag überträgt, dann entspricht
dieses Fest dem Sonnenuntergang, dem Abendrot und der Dämmerung. Es
ist ein Zwischenzustand zwischen Tag und Nacht.
Und jeder weiß, wie schön das sein kann, wie intensiv die Farben
eines Sonnenuntergangs sind, das Spannungsfeld zwischen untergehendem Licht
und schon heraufkommender Nacht. Und so ist es auch im Herbst, dem großen "Sonnenuntergang
des Jahres".
Man kann deutlich spüren, wenn man sich in diesem Zwischenzustand befindet,
auf der Schwelle zwischen Tag und Nacht. Das ist immer auch eine Nahtstelle
zur Anderswelt, zu ganz besonderen Gefühlszuständen.
Schwellenfest
Auch im Jahreskreis stehen wir an einer ganz ähnlichen Schwelle: der
Sommer geht zu Ende und die dunkle Jahreszeit steht vor der Tür. Wir
können in beide Richtungen schauen, in den Sommer zurück und auf
die Zeit vor uns.
Die Menschen früher hatten ein ganz deutliches Gefühl dafür,
wie wichtig es ist, was man für einen ersten Schritt macht. Dass man
sozusagen und übertrage mit dem richtigen Fuß über die Schwelle
trat.
Jeder von uns kennt das Gefühl, auf einer Schwelle zu stehen und den
1. Schritt wagen zu müsen in ein Ungewisses hinein, das eher noch im
Dunkeln liegt.
Früher hat man Opfer erbracht, um über die Schwelle zu gelangen.
Mit dem falschen Fuß aufzustehen, oder mit mit dem "falschen
Fuß" über die Schwelle zu gehen, konnte ein ganz schlechtes
Omen sein. Der "falsche Fuß" oder "richtige Fuß" bedeutete
die innere Haltung, mit der man hinüberging. Und "Fuß" war
das direkteste Beziehungssymbol für die Muttergöttin und ie Verwurzellung
in ihr. War diese Beziehung gegeben, war es immer der "richtige Fuß".
Das gleiche hat man auch im Frühjahr, kurz vor Ostern - die Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche.
Da ist es begleitet von starker Freude, weil man weiß und spürt, dass jetzt das Frühjahr und der Sommer kommt. Eine Zeit der Fülle, Wärme, Unbeschwertheit und Leichtigkeit...
Im Herbst ist das oft anderes.
Es ist zwar eigentlich ein großes Erntedankfest, begleitet von ausschweifenden
Feierlichkeiten.
Ein Dankfest für alles, was die Göttin einem den Sommer über
beschert und geschenkt hat.
Aber bei vielen Menschen schleichen sich auch mulmige Gefühle ein,
vor allem Angst.
Angst vor der dunklen Zeit, Angst vor Verlust, Angst vor Schmerz, Angst
vor den eigenen tiefern Gefühlen, .....
Wenn man auf den Sommer schaut, dann fällt einem nicht die Angst ein!
Was soll einem im Sommer schon passieren!
Diese Schwelle übertritt man leichten Fußes!
Ganz anders geht es einem mit der Schwelle im im Herbst.
Im Herbst, wenn man auf den Winter schaut, da spürt man Schwere und
Zögern.
Da hat man das Gefühl, in dieser Zeit könnte viel passieren, man
könnte sogar sterben.
Das ist ein tief verwurzeltes Gefühl, wie eine Art Instinkt, dass man
einen heiden Respekt hat vor dieser Zeit.
Ein Gefühl, dass diese Zeit tiefer und schwerer ist.
Nietzsche würde sagen: "Tiefer als der Tag gedacht."
Wobei die Sommerhälfte den Tag repräsentiert im Jahreskreis.
Und wenn wir auf die dunkle Jahreshälfte schauen, auf die Jahresnacht,
die "dunkle, dunkle Mitternacht" nach Nietzsche, die tiefer als
der Tag gedacht, dann fällt uns auch die Adventszeit ein und Weihnachten,
die wohl seelischste Zeit überhaupt.
Im Sommer geht alles nach außen, aber im Winter gehen wir wieder nach
Innen, ins Reich der Erdmutter, wie die Samenkörner, wie Mabon, nachdem
dieses Fest auch benannt ist.
Erntedankfest
Zu matriarchalen Zeiten wurde dieses Erntedankfest besonders geachtet und
gefeiert. Es dauerte bis zum ersten Vollmond nach dem Fest.
Mit dem Erntedank verband sich früher auch die Ehrerbietung an die
Ahnen und die Besänftigung der dämonischen Kräfte. Die besten
Früchte der Ernte wurden den Göttern, den Ahnen oder der Natur
geopfert. Damit verliehen sie der Bitte Ausdruck, daß das nächste
Jahr ebenfalls wieder fruchtbar werden möge.
Dabei galt eine besondere Achtung den ersten drei Pflanzen, Ähren und
Früchten und den letzten drei. Diese Opfer wurden auf den Feldern gelassen.
Es gab viele unterschiedliche Feste, je nachdem, was geograpfisch so geerntet wurde: Kartoffelernte mit den großen Kartoffelfeuern, dann Weinlese und Weinfeste, Apfelernte, Nußernte usw.
Mabon
Im Keltischen wird das Fest auch "MABON" genannt.
Mabon war der walisische Sohn der Muttergöttin Modron, der Erdmutter
und Schutzherrin der "Anderswelt".
Mabon bedeutet "Großer Sohn". Sein Vater war Mellt (=Blitz),
der mit seinen Blitzen die Erde befruchtet und seinen Sohn zeugte.
Von der Geschichte her war es so, dass der kleine Mabon verschwand, als
er nur drei Nächte alt war. Modron, die Erde, litt darunter furchtbar.
Überall wurde nach ihm gesucht. Und zuletzt fanden ihn drei Tiere,
nämlich Amsel, Hirsch und Eule in der Anderswelt - der Bauchhöhle
der Mutter Erde.
Ein ganz ähnlicher Mythos wie der von Kore, die Tochter der Demeter,
oder wie bei Dionysos ihrem Helden. Und später dann sogar bei Jesus
selbst, der nach 3 Tagen wieder auferstand.
Diese Anderswelt als Höhle oder Unterwelt ist ein verzauberter Ort,
aber auch ein Ort der Herausforderung. Und nur an einem solchen Ort konnte
der Sohn der Erde wiedergeboren werden als Sohn des Lichts.
Der griechische Gott des Lichts ist APOLLON. Und er trägt einen Beinamen,
der Mabon in sich trägt: APOLLON-MAPONOS.
Auch Maponos bedeutet "Großer Sohn". Im Walisischen wurde
aus dem "p" in Maponos einfach ein weiches "b".
Demeter

Bei den Griechen gab es auch einen ganz bedeutenden Mythos, der mit
dem Erntedank und diesem Jahreskreisfest verbunden war und der sehr ähnlich
zu Mabon ist.
Und zwar die Geschichte von Demeter und ihrer geraubten Tochter Persephone
(=Kore). Der Unterweltsgott Hades/Pluto hatte sie ja geraubt, worauf
Demeter sie überall verzweifelt gesucht hat. Als sie sie nicht finden
konnte, war sie so erzürnt und voll Trauer, daß sie auf der
Erde nichts mehr wachsen ließ, keine Blumen mehr, keine Früchte,
nichts mehr.
Daraufhin mußte Hades Persephone wieder freigeben. Er hatte ihr
allerdings heimlich in der Unterwelt von den Granatapfelkernen zu essen
gegeben, und aus diesem Grunde mußte sie jedes Jahr für ein
Drittel des Jahres wieder in die Unterwelt kommen.
Diese Zeit begann im Herbst und ging über den Winter, und im Frühjahr
durfte sie wieder hinauf zu ihrer Mutter.
Und darum verfiel Demeter jeden Herbst wieder in ihre Trauer um ihre
Tochter, ließ alles verblühen und verdorren. Und erst im Frühjahr,
wenn ihre Tochter wiederkam, war sie wieder glücklich und konnte
die Welt mit ihrer Freude überziehen, mit Blumen, Düften usw.
In Griechenland fand das größte und weithin bekannteste Feste
zu Ehren dieser Göttin Demeter statt, allerdings nicht im Frühling,
sondern genau im Herbst: die Eleusinischen Mysterien.
Der Name De-Meter (=Dea-Mater) bedeutet "Gott-Mutter", das
heißt eigentlich einfach Muttergöttin.
Der Buchstabe für "D" (gesprochen: de) hat aber noch eine
andere Bedeutungen: im griechischen ist es der Buchstabe Delta, der großgeschrieben
wie ein Dreieck aussieht und ein Symbol für das weibliche Geschlechtsorgan
ist. Im griechischen Alphabeth war er sogar als "Buchstabe der Vulva" bekannt.
Im Hebräischen (dwr), im Sanskrit (daleth) und im keltischen Alphabeth
(duir) stand der Buchstabe D für die Pforte, die Pforte der Geburt,
des Todes und des erotischen Paradieses.
So repräsentierte die Demeter das, was in Asien "das Tor des
rätselhaft Weiblichen... die Wurzel, aus der Himmel und Erde entsprangen" genannt
wurde.
In Mykenä, eine der frühesten Kultstätten der Demeter,
repräsentierten die Kuppelgräber mit ihren dreieckigen Eingangspforten,
ihren kurzen scheidenartigen Durchgängen und ihren runden Wölbungen
den Mutterleib der Göttin, den Schoß der Wiedergeburt - ganz ähnlich
wie im Mythos von Mabon und seiner Mutter. Diese Eingangspforten wurden
bei den Sumerern sogar rot angestrichen, symbolisch für das "rote
Blut des Lebens", das Menstruationsblut der Frauen. Und zu bestimmten
Riten wurden diese Pforten auch tatsächlich mit echtem Blut beschmiert,
siehe Ägypten und die Juden bei ihren Passhariten.. .
Einer der vielen Namen der Demeter war in noch früherer Zeit "PLUTO",
was "Überfluß" bedeutete. Dieser Name wurde im Zuge
der Patriarchalisierung einfach auf einen männlichen Unterweltsgott übertragen.
Und der spätere Mythos des Raubes von Demeters Tochter durch Hades/Pluto
ist auch schon eine patriarchale Interpretation. Ursprünglich war
Pluto weiblichen Geschlechts, und ihr "Reichtum" ergoß sich
aus ihren Brüsten über die Welt.
Eleusynischen Mysterien und Demeter

Eleusis bedeutet "Advent".
Die Hauptriten galten der Ankunft des göttlichen Kindes oder des
Erretters, der verschiedene Namen trug. Der bekannteste ist Dionysos.
Wie das Korn wurde er von der Erdmutter Demeter geboren und in einen
geflochtenen Binsenkorb gelegt. Die Teilnehmer aßen sein Fleisch
in Form von Brot, das aus den ersten bzw. letzten Garben gebacken wurde.
Und sie tranken sein Blut in Form von Wein.
Man sieht: immer wieder die gleichen Mysterien in den verschiedenen Kulten.
Wie Jesus wurde er zu Grabe gelegt und erstand wieder auf. Die Teilnehmer
dieser Myterienfeiern glaubten seiner Unsterblichkeit teilhaftig zuwerden.
Nach dem Tode wurden sie Demetreioi genannt, die Seligen der Demeter.
Dionysos war das Urbild Christi. Im 5. Jahrhundert vor Chr. waren Dionysos
und Jehovah auf beiden Seiten derselben Münze abgebildet. Sein Attribut
war der Thyrosstab, ein Phallus-Zepter. Sein Totemtier war der Panther
(griechisch Panthereos, Tier des Pan). Das alleine zeigt schon, dass
sein Kult äußerst orgiastisch und eroitsch war.
Da die eleusinischen Mysterien auch stark orgiastisch-erotisch waren,
wurden sie im Zuge der Christianisierung natürlich ausgemerzt, die
Tempel zerstört und die Göttin wurde als Demetra in die Heiligenriege
mit aufgenommen.
Aber bei der Landbevölkerung besteht der Glaube noch heute, daß in
der letzten Garbe der Geist der Demeter stecke. Sie bezeichneten diese
Garbe als Demeter, das Korn der Mutter, das Alte Weib usw.
Das letzte aller Rätsel wurde in Eleusis in "einer schweigend
geernteten Getreideähre" offenbart - ein heiliger Fetisch,
den die Juden Schibboleth nannten.
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Sternzeichen Waage
Nicht von ungefähr fällt die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche
mit dem Beginn des Sternzeichens Waage zusammen.
Die Waage die in ihrem tieferen Verständnis ein Seelenwäger
ist an der Schwelle zum Totenreich.
Diese Rolle hat in der katholischen Kirche dann Erzengel
Michael übernommen, der oft genauso dargestellt wird
wie die Waage: mit Schwert und Waage. Und auch er ist ein
Geleiter der Toten.
Vielleicht zeigt das auch ein bißchen ein anderes Gesicht
der Waage, als man so landläufig immer beschreibt. Da
geht es ja immer "nur" um Harmonie, Schönheit,
Diplomatie, Ausgeglichenheit, usw...Oft sehr oberflächlich
und lapidar.
Aber der tiefere Sinn ist dieses "GLEICHGEWICHT",
das hinter allen Dingen verborgen ist und zur wahren Harmonie,
Schönheit und dem Frieden dazugehört.
Geraten die Dinge aus dem Gleichgewicht, fangen die Probleme
an.
Ein wirklich schöner Mensch hat Tiefe. Und diese Tiefe
umfaßt auch die Dunkelheit.
Und so zeigt der Herbst in seiner großen Vielfalt,
Vielfarbigkeit und Vielschichtigkeit eigentlich sehr viel
von den Menschen des Sternzeichens Waage. Menschen, die auf
der Schwelle des Sonnenuntergangs des großen Jahreskreises
geboren werden.

Erzengel Michael
Interessant ist ja auch immer, welches Fest die katholische Kirche im
Umkreis der Jahreskreisfeste feiert.
Früher wurde die Kirchweih oder Kirmeß auf diese Zeit gelegt.
Und dann wurde am 29. September das Michaeli-Fest gefeiert, das Fest
zu Ehren des Erzengels Michael, der Lucifer - den man auch als Lichtbringer übersetzen
kann - in die dunkle Hölle (=Höhle, Unterwelt) verbannte.
Lugnasad (das vorige Jahreskreisfest) ist der Tag, den die Kirche als
Höllensturz von Luzifer ansieht.
Während sie dieses Fest mit dem Erzengel Michael in Verbindung bringen.
Hier sieht man besonders stark, dass auch das Christentum diese Symbolik übernommen
und uminterpretiert hat.
Michael spielt eine wichtige Rolle im Totenkult.
Er erscheint hier in der wichtigen Position des Seelenwägers. Auch
geleitet er die Seele des Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits. Dementsprechend
wird er gerne mit den Attributen Waage und Flammenschwert dargestellt.
Tod und Wiedergeburt
Der Tod und das Sterben ist das stärkste Erleben im Leben des Menschen.
Das, wovor er am meisten Angst hat. Und dieses Fest ist eine Art Tor
in diese Welt.
Diese ganzen Feste der Antike, der Griechen, des Orients, aber auch der
Kelten und Germanen, dienten dazu, einem Mut zu machen für den Eintritt
in die Nacht als Symbol für Tod und Wiedergeburt.
Auch die Mysterien von Eleusis,die berühmtesten Mysterien des Altertums,
beschäftigen sich nur mit diesem Thema.
Dionysos stirbt und wird wiedergeboren. In Trance erleben das die Teilnehmer.
Genauso bei Mabon, dem "Großen Sohn" der Erdmutter Modron.
Nach ihm ist ja das Fest auch benannt.
Oder Kore, die Tochter der Demeter, die über den Winter in die Unterwelt
verbannt ist....
Immer wieder der Umgang mit dem Schmerz, mit Tod und Loslassen, aber
auch die Hoffnung auf Wiedergeburt, Verwandlung und neues Leben.
Diese eleusinischen Mysterien wurden nicht im Frühjahr, nicht im
Sommer, sondern genau in dieser Herbstzeit gefeiert, sozusagen ein rituelles
Nachvollziehen der heiligen Transformation von Sterben, Tod und Wiedergeburt.
Nicht von ungefähr stammt die spätere Eucharistiefeier der
Kirche mit der Verwandlung von Brot und Wein in den Leib Christi von
diesen eleusinischen Mysterienfeiern und Dionysos.
Mysterien, diese besonderen rituell gestalteten Tage, die einen Schritt
für Schritt in eine tiefe Trance brachten, wo am Schluß immer
die Erlösung stand.
Und die Teilnehmer konnten dann ungemein reich beschenkt und mit einem
tiefen Vertrauen in die Zeit der Nacht gehen, in sich ein leuchtendes
Licht als Keim für das Neue.