Beltane - Walpurgis
Siegesfest der Sonne
Dies war ja eines der wichtigsten Feste überhaupt und vielleicht kann
man seine Bedeutung ein bißchen aus dem Folgenden erkennen.
Kennzeichnet Samhain im Keltischen Kalender den Beginn des Winters und
den Tod des Jahrskreis-Königs, so bedeutet Beltane der Beginn des Sommers.
Und so wie Samhain ein Fest des Todes und der Toten und Ahnen ist, so ist
Beltane ein Fest des Lebens, der Fruchtbarkeit, der Vereinigung, der Zeugung
und des Sieges der Sonne und des Sommers über den Winter.
Jahrestag und Jahresnacht
Die Kelten nannten das Sommerhalbjahr auch "Jahrestag" und das
Winterhalbjahr "Jahresnacht".
Wie stark mußte sich in diesen Menschen die Wirkung der Sonne ausgedrückt
haben. Der Winter, der viel mehr wie heute gekennzeichnet war von Kälte,
Hunger, Krankheiten und Tod. Eine gefährliche Jahreszeit, die mit viel
Angst verbunden war. Dann der Sommer mit seiner lebenspendenden Sonne, der
Wärme, seinen vielen Früchten ...
Da kann man sich vielleicht noch vorstellen, welches Glück und welche
Freude die ersten Sonnenstrahlen und der Beginn des Frühjahrs und Sommers
für diese Menschen brachten. Bedeuteten sie doch, daß das Leben
weiterging. Daß man sozusagen überlebt hatte. Das war wie ein
Wunder.
1. Mai
Mit dem 1. Mai beginnt bei den Kelten das Sommerhalbjahr, das vor allem
durch Fröhlichkeit, Wärme, Licht, Feste und Feiern gekennzeichnet
war.
Der 1. Mai liegt zwischen der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und der
Sommersonnwende.
Beltane wurde früher wohl am nächstgelegenen Vollmond, heute allerdings
vorwiegend in der Nacht auf den 1. Mai gefeiert.
Namensbedeutung von BEL-TANE
Beltane war das Fest der "Strahlenden Sonne". BEL bedeutet strahlend,
leuchtend, glänzend. TENE oder auch TEINE ist das "Feuer".
Der keltische Sonnengott trägt den Namen "Belenus", "Bel", "Bal".
Heilige Hochzeit
Beltane war das Fest der großen Vermählung oder auch Heiligen
Hochzeit, der Götterhochzeit Hieros Gamos, der Vermählung von
Himmel und Erde.
Und im kleineren Maßstab die Vermählung von König und Königin,
König und Land. Denn die Königin war immer schon die Repräsentantin
des Landes, der Erde und des Volkes.
In den germanischen Bereichen ist diese Götterhochzeit überliefert
in der Brautwerbung Odins um die Himmelsherrin Freya.
Dionysos-Kult
Auch im griechischen Dionysos-Kult sehen wir das deutlich.
Im Zentrum stand der Zeugungsakt, der Voraussetzung für die Entstehung
neuen Lebens war, Voraussetzung auch für die Auferstehung, für
die Wiedergeburt. Dionysos verdankt sein Leben der großen Götterhochzeit,
wie sein Name besagt: Dionysos heißt "Sohn Gottes" von DIOS
= "Gott" und NYSOS = " Nachfolger, Frucht, Sohn, Erbe".
Seine Mutter war SEMELE, eine phrygische Göttin, deren Name "Erde" bedeutet.
Dionysos war demnach der Sohn Gottes und der Erde. Sein Name stand für
die mystische Vereinigung, für das rauschhaft-erotische Treiben, das
alle Frühlingsfeste in allen Kulturen ausmacht.
Auch die Iren hatten einen solchen Mythos, wo Gott Dagda (= Großer
Gott/Sonne) und Morrigain = Morgana (= Große Königin/Erdmutter)
sich in der Heiligen Hochzeit vereinten. Ihre geschlechtliche Vereinigung
fand unter der Erde statt in einem Dolmen Irlands, der heute noch als das "Bett
der Gatten" bezeichnet wird. Der Sonnenstrahl, der in die Erde eíndringt
und dort neues Leben zeugt und die Erde befruchtet.
Jahreskönig
Vom Jahreskreislauf her ist es so, daß der Jahreskönig, der
an Jul = Wintersonnwende (heute auf Weihnachten verschoben) geboren wird,
bis zu Beltane zum Jüngling herangewachsen ist und seine Königswürde
einfordert.
Das wird in vielen alten Ritualen dargestellt, wo der junge Königsanwärter
sich beweisen muß, indem er z.B. den mächtigsten Hirsch im Wald
erlegt und damit seine Stärke beweist. Dieses Ritual wird wunderbar
in dem Buch "Die Nebel von Avalon " von Marion Zimmer-Bradley
beschrieben. Es gibt heute noch in vielen Gegenden sogenannte "Hirschwiesen",
die auf dieses alte Ritual hinweisen.
Maibräuche:
Maibaum
Zu den wichtigsten Bräuchen, die sich bis heute erhalten haben, gehört
die Aufstellung des MAIBAUMS.
Während heute nur noch im Dorfmittelpunkt oder an einem besonderen
Platz dieser Maibaum aufgestellt wird unter ganz besonderen Feierlichkeiten,
gab es in früheren Zeiten fast in jedem Garten einen Maibaum.
Zur Zeit Maria Theresias hatte dieser Brauch so gigantische Formen angenommen,
daß die Kaiserin 1741 das weitere Aufstellen verbot, da viele tausend
Baümchen umgeschnitten wurden. Sie standen nicht nur vor jedem Haus,
sie standen oft sogar in jedem Zimmer.
Dieser MAIBAUM hatte eine ganz besondere Bedeutung. Vor dem Aufstellen
wird der Maibaum festlich geschmückt. Er bekommt einen KRANZ aus frischem
Grün, der von den Mädchen und jungen Frauen des Dorfes gewunden
wird. Außer Weiden, Birken und Tannenreis werden auch viele Frühlingsblumen
mit eingeflochten. Oft enthält der "Maien" noch Eier, Gebildbrote
und Würste. Mancherorts erhält der Maibaum auch eine Krone aus
Metall und bunten Bändern, die schräg über den Stamm gewickelt
werden. Der Maibaum hatte die kultische Bedeutung eines "Riesen-Phallus",
der in die lebengebärende Erde gerammt wurde und auf diese Weise die
Götterhochzeit versinnbildlichte. Der Maikranz, der an der Spitze angebracht
wurde, konnte einerseits Symbol der Vulva, andererseits durch die darin
eingeflochtenen jungen Reiser und Heilpflanzen Symbol für neues Leben
und Gesundheit sein.
Der enge Zusammenhang Maibaum - Erdmutter ist heute noch daraus ableitbar,
daß der Maibaum jetzt vielerorts auch "Marienbaum" genannt
wird. Der Phallus war Symbol für die schöpferische lebensweckende
Kraft des Himmels, die ja vor allem gerade für das damalige bäuerliche
Leben von ungeheurer Wichtigkeit war. Ohne diese Kraft gibtes kein Leben
und keine überlebenswichtige Fruchtbarkeit. Und mit dem Tanz und dem
Verweben und Verknüpfen der Bänder (Bändertanz um den Maibaum)
drückte man sowohl ein erotisches Geschehen unter den Geschlechtern
aus als auch die Verknüpfung der drei Welten (Himmel, Erde Anderswelt),
die durch den Maibaum auch symbolisiert werden und nun fest in das Gefüge
des Lebens selbst eingewoben werden.
Walpurgisnacht
Walpurgis war die Maikönigin, eine heidnische Göttin, die später christianisiert und dann heiligesprochen wurde, da man ihre Riten nur so inkorporieren konnte. Interessanterweise stand das Kloster der Heiligen Walpurga in "Heiden-Heim". Es war ein Doppel-Kloster für Männer und Frauen - sinnigerweise!
Walpurga ist ein eindeutig germanischer Name - Waluburg, Walburg. Schon
im 2. Jahrhundert nach Christi wird auf griechischen Tonscherben eine "Waluburg
Semnoni Sibylla" erwähnt, übersetzt "Waluburg, die Seherin
der Semnonen". Ihr germanischer Nama ist "Walburg die Sibylle".
Das Wort WAL aus Wal-Burg kommt in verschiedenen althochdeutschen bis germanischen
Wörtern vor mit ähnlichem Bedeutungshintergrund. Zum einen gibt
es das Wort "walus", der Stab oder Zauberstab, ein wichtiges Attribut
dieser Seherinnen. Wobei man wissen muß dass im Germanischen die Zauberer
das gleiche waren, wie heute die Schamanen. Zum anderen erinnert es auch
an Vala (= ahd. walawa, wala), die Bezeichnung für die germanischen
Zauberinnen oder Seherinnen, auch Völva die Nordgermanische "Allwissende".
Walaruna ist ein Eigenname und heißt "die Seherin, die die Geheimnisse
kennt". Und ein weiterer wichtiger Hinweis sind die Walküren,
die ja auch das "Wala" in ihrer ersten Silbe haben. Die Große
Vala war die Göttin Hel, die Herrin des Totenreiches. Walküren,
Walhall, Walvater (=Wotan) haben halle diesen ersten Worteil gemeinsam,
der auf Wala, Vala oder Völva zurückgeht. Diese Walküren
mit ihrem Walkürenritt erinnern sehr stark an die Hexen mit ihrem Hexenritt
zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg.
Alle diese Namen lassen sich möglicherweise von "vilasa" herleiten:
den himmlisch-paradiesischen Freuden, die immer auch mit erotischer Ekstase
gleichzusetzen waren.
In Böhmen und Niederösterreich wird "Walpurga" als
weiße (Farbe!) Frau (Göttin) mit feurigen Schuhen (Erwärmung
der Erde), einer goldenen Krone (Sonne), Mit Spiegeln (Seelenspiegel, Wiederauferstehung)
und Spindel (Spinnen des Schicksals) dargestellt. Sie ist eindeutig eine
Sonnengöttin.
Ihr Fest wurde gefeiert in der letzen Nacht der dunklen Jahreshälfte,
also vom 30. April auf den 1. Mai. In dieser Nacht öffnen sich die
Türen zur Anderswelt, und die Schleier zwischen den Welten werden dünn.
Der Volksglaube weiß noch folgendes: unterirdische Schätze stiegen
hoch und glühten, Brunnen gaben Wein statt Wasser (vgl.: aus der heilgen
Quelle des Dionysos quoll ebenfalls Wein heraus), Weidenzweige wurden Wünschelruten.
Von der weißen Frau fiel der Tau auf die Erde und befruchtete sie.
Daher sollte in der Walpurgisnacht reichlich Tau fallen. Noch heute werden
die Mädchen mit Wasser begossen, denn Maitau macht schön und erhält
gesund.
Auch die Brautschau und Brautwahl ist noch heute mit dieser Kultnacht verbunden. Nicht von ungefähr wurden früher die meisten Hochzeiten im Mai gefeiert. Begleitet wurde diese Walpurgisnacht von Musik und Tanz und großen Freudenfeuern.
Der anfangs fröhliche, später immer ekstatischer werdende Kulttanz
entfachte eine gemeinsame Trance, in der es möglich war, aus der ganz "normalen
Realität" auszusteigen und Kontakt mit der Anderswelt zu bekommen,
Energien in sich zu entfachen, die für einen außenstehenden Beobachter
furchteinflößend oder zumindest befremdend anmuten konnten. Das
führte auch zu den Verteufelungen der Walpurgisnacht durch das Christentum
als Hexensabbath.
Hexentanzplätze
Es gibt verschiedene alte Hexentanzplätze. Der berühmteste Hexentanzplatz
im Harz ist der Brocken. Schon Goethe war hier 1777 und hat diesen Ort in
seinen Faust mit aufgenommen.
Im Faust beschreibt Goehte eine solche Walpurigsnacht. In den alten Geschichten
wird immer davon berichtet, wie die Hexen auf ihren Besen reitend durch
die Lüfte fliegen, sich auf diesen Bergen treffen und dann ausschweifende
erotisch-orgiastische Feste feierten. Natürlich mit dem Teufel!
Die Hintergründe waren natürlich ganz anderer Art.
Der Hexenbesen waren mitgebrachte Reisigzweige und Weidenruten, mit denen
ein kultischer Zaun, eine "Einhegung" vorgenommen wurde, wo der
Platz geschützt und abgegrenzt war.
In germanischer Kultzeit, war die Walpurgisnacht die Nacht, in der sich
die heilige Priesterschaft traf, um ihre Nachfolger zu zeugen. Bestimmte
Thruden sollten sich in dieser Nacht mit besonders ausgewählten Priestern
vereinigt haben, um mit ihnen die Nachkommen im Irminonenstand zu zeugen.
Die Priester trugen Masken und ein Hirschgeweih, an welchem man den Einweihungsgrad
erkennen konnte. Auch das dürfte für ungebetene Zuschauer furchteinflößend
und unheimlich gewesen sein. Man kann sich gut vorstellen, was daraus für
Gerüchte und Verteufelungen entstanden sind, die dann im Mittelalter
bis zur Hexenverfolgung geführt haben.
Ausschnitt aus Goethes "Faust" während der Walpurgisnacht auf dem Brocken:
Einst hatt' ich einen wüsten Traum; Ich biete meinen besten Gruß |